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MEMBER SPOTLIGHT: Geburtscoach, Doula, Geburts-Vorbereiterin, – Begleiterin oder auch einfach Sandra Ackermann

von Mamalicious
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Wie man es im Endeffekt nennt ist eigentlich egal. Ursprünglich nannte man es einfach «Geburtsbegleitung», heute auch gerne «Doula» oder ganz modern – «Geburts-Coach». Die Schwangerschaft ist eine individuelle, ausserordentliche und emotionale Zeit, wo uns insbesondere in der heutigen Zeit, soviel um die Ohren fliegt, dass wir gar nicht mehr wissen was denn nun stimmt und was nicht. Geben tut es, wie so in vielen Bereichen und Angelegenheiten, alles. Aber nicht jede Schwangerschaft verläuft gleich, nicht jede Schwangere ist gleich. Deshalb tut es gut, während der Schwangerschaft jemanden an deine Seite herbeizuziehen. Eine Vertraute, eine Ansprechperson, eine neutrale Person, die immer und ausnahmslos dein Wohlbefinden im Vordergrund hält und gemeinsam mit dir und deinen Bedürfnissen eine für dich passende Schwangerschaft und Geburt zusammen mit weiteren Fachpersonen um dich herum gestaltet. Ich hatte in der ersten Schwangerschaft keine Begleitung. Weil ich nicht einmal wusste, dass es so etwas gibt. Jetzt, zehn Jahre später bin auch ich soweit und habe mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Sandra Ackermann von Geburt und Kind steht mir seit über 32 Wochen mit Rat und Tat bei, macht Schwangerschaftsyoga mit mir, berät und beruhigt mich wo sie kann. Ganz besonders freue ich mich auf die Hypnose-Vorbereitungen und nicht zuletzt auch auf ihre Anwesenheit während der Geburt meines zweiten Kindes. Ich habe nach zehn Jahren tatsächlich alles vergessen, daher bin ich froh um ihre Unterstützung. Nicht nur lasse mich von ihr begleiten. Seit 20 Jahren tut sie das, was sie am besten kann. Auch schon viele Mamis aus unserer Community haben sich von ihr unterstützen lassen – ein alter Hase im Business, wenn man das so sagen darf. Ich habe sie für euch interviewt, um einen tieferen Einblick in ihre Arbeit zu gewähren.

Racha: Erst in der aktuellen, also zweiten Schwangerschaft zehn Jahre später habe ich von dem Begriff «Doula», resp. Wie du dich nennst, Geburtsbegleiterin gehört. Ich glaube, dass es immer noch werdende Mütter da draussen wie ich damals gibt, die nicht wissen was eine Doula genau macht. Sandra, erzähl mal, was machst du seit zwanzig Jahren so als Geburtsbegleiterin?

Sandra: Frauen wie ich unterstützen und begleiten werdende Mütter während der Schwangerschaft, der Geburt sowie auch nach der Geburt. Die Unterstützung umfasst alles vor, unter und nach der Geburt eines Kindes. Ich kümmere mich um das Seelenwohl der Mutter, versuche mit meiner Expertise und Erfahrung, die wichtigsten Fragen zu beantworten. Des weiteren unterstütze ich werdende Eltern, also auch den Partner, emotional im Prozess. Ich nenne mich jedoch Geburtsbegleiterin, schlicht und einfach, weil ich eine andere Ausbildung habe wie die klassische Doula. Ganz modern könnte man meine Tätigkeit aber auch einfach «Geburtscoaching» nennen. Ich unterstütze werdende Mütter psychisch und physisch.

Racha: Wie muss man sich das ungefähr vorstellen und was kostet eine solche Dienstleistung?

Sandra: Das geht von der Kontaktaufnahme, einem persönlichen Vorgespräch, Bedenkzeit für die effektive Entscheidung, das gemeinsam zu machen (mit oder ohne Partner) bis hin zu einer Grundbesprechung, wo man alle Geburtsmöglichkeiten, meine persönlichen Empfehlungen und die Bedürfnisse der Frau bespricht. Ich persönlich biete zusätzlich zur klassischen Geburtsvorbereitung noch Dinge wie Schwangerschaftsyoga und Hypnose als Geburtsvorbereitung an. Das kann man dann alles in Einem bei mir machen. Für die Geburtsbegleitung selbst, verlange ich eine Pauschale von CHF 1’000 unabhängig davon wann und wo es passiert, auch unabhängig davon wie lange die Geburt dauert. Im Preis inbegriffen ist ein Vorgespräch sowie ein Nachgespräch. Das gleiche gilt für die Hypnose. Das Yoga in der Gruppe kostet im 5er-Abo CHF 100 bei mir. Alle Privatstunden kosten CHF 120 pro Stunde. Im Endeffekt geht es darum von A bis Z das perfekte Setting für die werdende Mutter zusammenzustellen, basierend auf ihren Bedürfnissen, gemischt mit meiner zwanzig Jährigen Erfahrung und einem grossen Netzwerk, welches ich mir in dieser Zeit angeschafft habe.

Racha:  Zwanzig Jahre ist eine lange Zeit! Ich merke schon, wie sehr sich alles innerhalb den zehn Jahren Unterschied verändert hat, die meine Kinder haben. Ich habe das Gefühl alles ist ein bisschen komplizierter geworden. Wenn nicht sogar hysterischer. Wie siehst du das?

Sandra: Was ich definitiv sagen kann, dass es mehr «eingeleitete» Geburten gibt.

Racha: Wie kommt’s?

Sandra: Insbesondere in der Schweiz werden Frauen immer älter beim Gebären. Frauen über vierzig lässt man partout aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr über den errechneten Geburtstermin übertragen. 2000 auf 2020 – innerhalb des Millenniums ist das Rad nicht neu erfunden worden. Aber die Frauen sind auf jeden Fall, so wie du, bewusster geworden. Sie bereiten sich mehr vor, machen sich mehr Gedanken zur Schwangerschaft, Geburt und überhaupt zur Mutterschaft. Ich muss aber sagen, das Internet ist ein Fluch und ein Segen zugleich. Google macht es manchmal nicht einfacher, eher komplizierter, hysterischer wie du sagst… Mein bester Rat ist: No Google. Da ist das eigene Bauchgefühl die bessere Suchmaschine.

Racha: Was war dein Weg, wie bist du dazu gekommen, einen solchen Job über 20 Jahre mit so viel Herzblut und Engagement auszuüben und du machst mir ja nicht den Eindruck als würdest du morgen damit aufhören.

Sandra: Angefangen habe ich als Kleinkindererzieherin, dann bin ich 1995 zum ersten Mal Mutter geworden und habe damals einen schlechten Geburtsvorbereitungskurs besucht. Bei dem zweiten Kind 1998 hatte ich das Glück, einen super guten Vorbereitungskurs zu besuchen. Das hat mich dazu ermutigt, genauer hinzuschauen. Der zweite Kurs war bei Elisabeth Schiwoff, eine Koryphäe in meinem Berufsfeld. Leider bereit seit über sieben Jahren verstorben, ist sie aber in meiner Arbeit und als ehemalige Mentorin nach wie vor sehr präsent. Nach ihrem Tod setzte ich mir das Ziel, ihre Arbeit fortzusetzen. Dank Elisabeth’s Inspiration und einer damalig klassischen Berufsberatung hat sich das glasklar ergeben. Ich fuhr fort mit einer Ausbildung zur Erwachsenenbildnerin und Geburtsvorbereitung, die Ausbildung dauerte drei Jahre. Zusätzlich habe ich nun seit über 15 Jahren eine Schwangerschaftsyoga-Lehrer-Ausbildung in der Tasche und bilde mich selbst jährlich weiter mit diversen Seminaren, Weiterbildungen, Retreats etc. und arbeite natürlich auch stets an meiner eigenen Entwicklung als Mensch und Frau, so kann ich auch authentisch Dinge weitergeben.

Racha: Was sind deine Top Five Tipps zur Schwangerschaftstipps?

Sandra: Versuche deine Schwangerschaft so «normal» wie nur möglich zu halten, bleibe in Bewegung so gut es geht, suche dir eine gute Akupunkteurin in deiner Umgebung, besuche einen Geburtsvorbereitungskurs, sprich bereite dich mental, aber auch körperlich auf dieses wundervolle und einmalige Ereignis vor.

Racha: Was sind deine Top Five Tipps zur Geburt?

Sandra: Sei offen für was auch immer auf dich zukommt, hab keinen fixen Plan aber informiere dich gut über alle Möglichkeiten, die sich für dich gut anfühlen, kreiere einen Geburtsplan mit mehreren Szenarien, am besten aber mit nicht mehr als drei bis fünf Punkten, bleibe immer in Verbindung mit deinem Kind und dem Prozess an sich, lasse dich darauf ein, nutze den Atem als dein Werkzeug und versuche Töne aus dir zu lassen, statt zu schreien.

Racha: Hast du auch gute Tipps für den Partner?

Sandra: «Fake it till you make it», alles wird gut, alles geht vorbei, es ist nur eine Phase. (lacht)

Racha: Apropos Bewusstsein, wird nicht immer auch das Thema Ernährung immer mehr zum Thema bei werdenden Müttern?

Sandra: Ich bin da nicht so streng, gesunde Ernährung ist wichtig, aber ich mache nicht die Moralapostel und wenn man sich eben auf seine Intuition verlässt (und diese des Babys), dann kommt sowieso alles gut, egal auf was man gerade Lust hat. Nur Junk-Food wäre nicht wirklich optimal, aber das muss ich ja nicht sagen. Alles andere ist ein Luxusproblem unserer Zeit.

Racha: Auch das Thema Schwangerschaftsyoga hat an Bedeutung und Beliebtheit zugenommen die letzten zehn Jahre. Weshalb empfiehlst du es?

Sandra: Das Leben ist so hektisch und gerade während der Schwangerschaft nimmt man sich doch meist noch eifrig vor, alles zu erledigen, was vor der Geburt noch erledigt werden muss. Schwangerschaftsyoga gibt dir die Möglichkeit ein bis zweimal die Woche ganz bewusst mit dem eigenen Körper und dem Baby in Verbindung zu kommen, sich und das Baby zu spüren. Yoga hält den Körper in Bewegung und vital, fördert die Durchblutung. Man trainiert dabei den Beckenboden, sowie die Stabilität im Rumpf und sorgt auch vorsorglich für eine gute Erholung nach der Geburt. Man lernt auch mit der Atmung umzugehen. Mein Yoga findet im Gemeinschaftszentrum Riesbach jeweils Freitags 12:15 Uhr statt, weil auch der Aspekt «Community» sehr wichtig ist. Man kann sich mit Gleichgesinnten austauschen und befreunden.

Racha: Wie muss ich mir die Geburtshypnose vorstellen? Ist das dieses berühmt berüchtigte «Hypnobirthing»? Dieses Buch habe ich mir gekauft, aber noch nicht gelesen. Meinen Hypnosekurs mit dir habe ich ja noch vor mir.

Sandra: Ich persönlich mache es so, dass ich die Frauen einzeln treffe, in Form einer Einzelsitzung, welche meistens ein Vorgespräch, eine genauer Erklärung zur Hypnose und wie sie funktioniert, Fragen beantworten, Ängste ermitteln falls vorhanden und dann stellen wir gemeinsam eine persönliche und schriftliche, auf die Frau abgestimmte Hypnose zusammen und ich zeichne diese dann auch auf eine Tonaufnahme auf, damit die Frau diese dann bis zur Geburt immer wieder hören und verinnerlichen kann. Eine Hypnose geht ins Unbewusste und macht seine Arbeit von allein. Das ist ja das Faszinierende daran. Während der Geburt kann die Gebärende die Hypnose während der Wehen hören oder auch einfach gedanklich, wie bereits verinnerlicht, im Stillen anwenden.

Racha: Wie kann ich mir eine gebärende Mutter unter Hypnose vorstellen?

Sandra: Sie macht ihre Augen zu und taucht komplett in den Geburtsprozess und insbesondere in die Tiefenentspannung ein. Sie kehrt optimalerweise komplett in sich und kehrt ihre ganze Aufmerksamkeit nach innen, zu ihrem Kind. Das Aussen spielt keine Rolle mehr. Eine Geburt funktioniert am besten in der Reihenfolge «von Innen nach Aussen» und nicht umgekehrt. Das Umgekehrte lenkt nur ab und löst Nervosität oder halt eben auch Enttäuschungen über die eifrige Vorplanung aus, die dann eben meist nicht nach Plan läuft oder laufen kann. Ich habe eine Klientin während der Geburt mal gefragt ob sie denn nun weniger Wehen hätte, dann meinte sie «Nein, aber jetzt kann ich damit umgehen». Es ist eine innere Einstellung. Keine Äussere Veränderung.

Racha: Wenn alles gut läuft, dann kann eine Hypnose gar eine PDA ersetzen, richtig?

Sandra: Kann, muss nicht. Es gibt Situationen, die einfach eine PDA brauchen. Punkt. Aber wenn alles «normal» verläuft, kann die Hypnose eine sowieso PDA-freie Geburt sehr erleichtern. Es gibt Situationen, die einfach eine PDA erfordern, denn das letzte was man für sich will, ist eine traumatische Geburt. Alles was die Geburt zu ein schönen Erlebnis macht, an welches man sich immer gerne zurückerinnert und für die Mutter selbst stimmt, ist in dem Moment richtig.

Racha: Und wenn die Geburt gut überstanden und das Baby endlich da ist, dann bietest du Rückbildungskurse mit und ohne Baby an?

Sandra: Das kann ich nur jeder Frau ans Herz legen, nicht nur wegen der körperlichen Fitness, sondern insbesondere auch wegen den sozialen Kontakten. Ich biete die Kurse in Gemeinschaftszentren an, damit man da auch nach dem Kurs Mittagessen, Kaffee trinken und zusammensitzen kann. Das ist insbesondere beim ersten Kind sehr wichtig, damit die Mütter nicht vereinsamen. Was auch sehr schön ist, da entstehen ganz tiefe Freundschaften, dies berührt mich immer wieder sehr. Und dann gibt es noch die Babymassagen, die ich anbiete, das finde ich eine sehr schöne Kommunikation zwischen Mutter und Kind, natürlich auch Vater und Kind. Diese geht über das grösste Sinnesorgan, die Haut. Körperkontakt und Berührung ist auch eine Art von Nahrung, nicht nur Muttermilch. Wenn man die Massagetechniken erst mal beherrscht, kann man diese auch über das Babyalter hinaus nutzen. Massage ist eine sehr verbindende Art der Kommunikation zwischen zwei Menschen. Und wer mag schon keine Massagen, es ist ein Luxus. Das biete ich in Einzel- und auch Gruppenkursen an, eigentlich alles, bis auf die Hypnose, da diese sehr individuell und persönlich ist.

Racha: Wieso lachst du?

Sandra: Ich habe gerade eine so lustige Sms bekommen, eine Frau am Geburtstermin schreibt mir gerade «Sex, Nr. 1 von todo liste – erledigt». Weil ich ihr geraten habe am Geburtstermin mit ihrem Mann zu schlafen, da dies allenfalls die Wehen anregen könnte und wenn nicht, hat’s noch ein Mal wenigstens Spass gemacht. Auch wegen solchen Sachen liebe ich meinen Job.

Mehr zu Sandra und ihrer Arbeit findest du unter: www.https://geburtundkind.ch

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